Mehr als ein Viertel aller Arbeitnehmer in Europa sind nach einer Studie der in Bilbao ansässigen Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz von Stress am Arbeitsplatz betroffen. Damit ist Stress das zweitgrößte berufsbedingte Gesundheitsproblem nach Rückenschmerzen in unserem modernen Europa mit erheblichen Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme und die wirtschaftliche Produktivität.
In allen Bereichen der Wirtschaft haben in den letzten Jahren psychische Belastungen am Arbeitsplatz zugenommen. Rund 28 Prozent aller Arbeitnehmer in Europa, das sind etwa 41 Millionen EU-Beschäftigte, sind nach Angaben der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz von Stress am Arbeitsplatz betroffen. Übermäßiger Stress kann psychische Belastungen, Krankheiten, Depressionen, Schlafstörungen und Angstgefühle auslösen und zu Konzentrationsschwäche, Zunahme von Fehlzeiten, Fluktuation, Konflikten unter den Mitarbeitern bis hin zu Mobbing, Unfällen - um nur einige zu nennen und damit zu geringerer Produktivität am Arbeitsplatz führen. Schätzungen zufolge sind 16 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern und 22 Prozent bei Frauen eine unmittelbare Folge von Stress am Arbeitsplatz. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme. Die Kosten durch arbeitsbedingten Stress werden innerhalb der EU auf jährlich mindestens 20 Milliarden Euro veranschlagt.
Um Beschäftigte und Unternehmen für das Problem Stress am Arbeitsplatz zu sensibilisieren, zu informieren und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, entstand die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) - ein Gemeinschaftsprojekt der Länder, Sozialversicherungen, Sozialpartner und Unternehmen. Nähere Informationen erhalten Sie unter http://www.inqa.de .
Wichtige Informationen zum Thema sowie eine Toolbox zur Erfassung von psychischen Belastungen und Beanspruchungen am Arbeitsplatz, die zu psychischer Über- und Unterforderung führen und damit Stress auslösen können, finden Sie auf den Internetseiten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) unter http://www.baua.de/prax/toolbox.asp .
Mobbing - ein ernst zu nehmendes Problem unserer Gesellschaft
In engem Zusammenhang mit arbeitsbedingtem Stress ist das Phänomen Mobbing am Arbeitsplatz zu sehen. Nicht nur durch die anhaltend kritische Arbeitsmarktsituation wird diesem Thema eine zunehmend stärkere Bedeutung beigemessen.
Wie der erste deutsche repräsentative Mobbing-Report der Sozialforschungsstelle in Dortmund im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) aufzeigt, sind aktuell 2,7 % der Erwerbstätigen also über 800.000 Arbeitnehmer/innen von Mobbing betroffen d.h. sie sind Schikanen, Intrigen, Ausgrenzungen, Psychoterror bis hin zu körperlichen Bedrohungen am Arbeitsplatz ausgesetzt mit den daraus resultierenden individuellen, gesundheitlichen und gesellschaftspolitischen Folgen (für Betriebe, Sozialversicherungsträger, Kranken- und Rentenversicherungen).
Im Laufe eines Erwerbslebens ist nach Berechnungen der Studie sogar mehr als jeder neunte Erwerbstätige von Mobbing betroffen. Mobbing zieht sich durch alle Berufsgruppen und Hierarchien, wobei besonders gefährdete Personengruppen herausgearbeitet werden: Frauen (ihr Risiko gemoppt zu werden, ist 75 % höher als das von Männern) sowie jüngere Mitarbeiter/innen bis zu 25 Jahren und vor allem Auszubildende.
In der Hälfte aller Mobbingfälle sind Vorgesetzte alleine oder gemeinsam mit Kollegen die Verursacher, in 20 % Kollegengruppen und in weiteren 20 % einzelne Kollegen. Bei fast allen Mobbingopfern sind Auswirkungen auf ihr Arbeits- und Leistungsverhalten festzustellen. Es reicht von Demotivation, Nervosität über chronische Erkrankungen und Kündigungen bis hin zur Erwerbsunfähigkeit. Bei 44 % der gemobbten Personen führt Mobbing zu Erkrankungen, bei knapp der Hälfte sogar für mehr als sechs Wochen.
Die Zahlen verdeutlichen, dass das Problem nicht ignoriert oder tabuisiert werden darf. Handlungsbedarf besteht in der Information und Prävention um zu verhindern, dass aus Konfliktsituationen Mobbingfälle werden. Die Studie zeigt neben den Ursachen, Hintergründen und begünstigenden Faktoren von Mobbing verschiedene Präventivmaßnahmen auf.
Der Mobbing-Report ist in der Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin erschienen:
Forschungsbericht Fb 951: B. Meschkutat, M. Stackelbeck, G. Langenhoff, Der Mobbing-Report - Eine Repräsentativstudie für die Bundesrepublik Deutschland, ISBN 3-89701-822-5, 1999, 160 S., 8 Abb., 47 Tab., EUR 15,00
oder im Internet als Kurzfassung unter http://www.sfs-dortmund.de/docs/kurz.pdf
abrufbar.
Nach Erkenntnissen des Hernstein Management Instituts in Wien haben 45 % der deutschen Führungskräfte im eigenen Unternehmen Mobbing beobachtet (Handelsblatt, 3.8.1999).
Das Thüringer Gesundheitsministerium hat 1999 ein Faltblatt veröffentlicht, wonach in Deutschland schätzungsweise 1,5 Mio. Menschen vom Psychoterror am Arbeitsplatz betroffen seien und jährlich etwa 200 Selbstmorde in Deutschland auf Mobbing am Arbeitsplatz zurückzuführen sind.
Da der Arbeitgeber die Pflicht hat, das Persönlichkeitsrecht und die Gesundheit seiner Arbeitnehmer zu schützen, muss er Mobbing in seiner Firma rechtzeitg unterbinden, gegen mobbende Arbeitnehmer vorgehen und alles tun, um Mobbing in seinem Unternehmen zu verhindern. Im Mobbingfall haben Arbeitnehmer Anspruch auf Unterlassung und können unter Umständen Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche gegenüber mobbende Kollegen, Vorgesetzte oder Arbeitgeber geltend machen. Aktuelle Urteile und vershiedene Aufsätze hierzu finden Sie unter http://www.fachanwalt-arbeitsrecht.de/mobbing.asp
Ausführliche Informationen und eine Linksammlung zu Mobbing finden sie unter http://www.mobbingnet.de/
Ebenfalls ausführliche Infos zu Mobbing vor allem auch für Betroffene finden Sie unter unter http://www.mobbing-help.de/
Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) entstehen der deutschen
Wirtschaft allein durch psychisch belastete Arbeitnehmer Schäden in Höhe von 5 Milliarden DM (1999).
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